Monatslied März
RG 441
- O Welt, sieh hier dein Leben am Stamm des Kreuzes schweben, dein Heil sinkt in den Tod. Der grosse Fürst der Ehren lässt willig sich beschweren mit Schlägen, Hohn und grossem Spott.
- Wer hat dich so geschlagen, mein Heil und dich mit Plagen so übel zugericht? Du bist ja nicht ein Sünder wie wir und unsre Kinder, von Übeltaten weisst du nicht.
- Ich, ich und meine Sünden, die sich wie Körnlein finden des Sandes an dem Meer, die haben dir erreget das Elend, das dich schläget, und deiner schweren Martern Heer.
- Ich bin’s, ich sollte büssen an Händen und an Füssen gebunden in der Höll; die Geisseln und die Banden und was du ausgestanden, das hat verdienet meine Seel.
- Du nimmst auf deinen Rücken die Lasten, die mich drücken viel schwerer als ein Stein; du wirst ein Fluch dagegen verehrst du mir den Segen, dein Schmerzen muss mein Labsal sein.
- Du setzest dich zum Bürgen, ja lässest dich gar würgen für mich und meine Schuld; mir lässest du dich krönen mit Dornen, die dich höhnen, und leidest alles mit Geduld.
- Ich bin, mein Heil, verbunden all Augenblich und Stunden dir überhoch und sehr. Was Leib und Seel vermögen, das soll ich billig legen allzeit an deinen Dienst und Ehr.
- Nun, ich kann nicht viel geben in diesem armen Leben; eins aber will ich tun: Es soll den Tod und Leiden, bis Leib und Seele Scheiden, mir stets in meinem Herzen ruhn.
- Ich will’s vor Augen setzen, mich stets daran ergötzen, ich sei auch, wo ich sei; es soll mir sein ein Spiegel der Unschuld und ein Siegel der Lieb und unverschälschten Treu.